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Teil 5: Rückblick und Ausblick: Wandlungen sowie Weichenstellungen im Vorfeld des 425-jährigen Jubiläums

Gerade wegen der langen Geschichte der Niederländischen Gemeinde sind Wandlungen unvermeidlich gewesen. Setzte die Mitgliedschaft ursprünglich, neben regelmäßigen Beiträgen und den konfessionellen sowie verwandtschaftlichen Voraussetzungen, auch das Frankfurter Bürgerrecht voraus, so ist diese Bedingung 1876 gefallen.

Die ursprünglichen niederländischen Familiennamen der Gründer sind fast alle erloschen; einer der letzten heute noch existierenden Gründernamen ist Bernoulli/Bernoully. Meist wurden die niederländischen Familien in weiblicher Linie fortgesetzt. Für die Mitglieder sind nunmehr neben der niederländischen Herkunft auch andere Herkunftslinien erinnerbar und lebendig. Mag es dem Einzelnen aus familiärer Überlieferung selbstverständlich geworden sein, als Frankfurter „Niederländer“ zu gelten: Nicht selten wird es ihm schwer fallen, diese Tradition historisch für den eigenen Fall präzise herzuleiten. Indem die niederländischen Vorfahren nur noch mit Mühe erinnert werden konnten, wandelte sich auch die kollektive „memoria“. In der Erinnerung der Niederländischen Gemeinde ist heute die gemeinsame Frankfurter Geschichte wohl der wichtigste Bezugspunkt; in höherem Grade als das ferne Flüchtlingsschicksal und das konfessionelle Ringen der glaubensstarken Gründerväter. Mag man dieses als Anzeichen einer allmählichen Säkularisation bedauern, wird man jenes als Ausdruck einer in Jahrhunderten glücklich vollzogenen Integration gutheißen.

Die „Ehre Gottes und die liebreiche Versorgung der armen Glaubens-Brüder“ – pietas und caritas – standen am Anfang des Almosenkastens. Republikanischer Ehrgeiz, Traditionssinn und Gemeinschaftsbewußtsein – decus, memoria und communio – haben ihn und die Gemeinde als Personenvereinigung bis heute lebendig erhalten. Im Jahre 2010 wird das 425- jährige Jubiläum der Niederländischen Gemeinde begangen. Alle, die es angeht, sind aufgerufen, sich an der Weiterentwicklung der Niederländischen Gemeinde zu beteiligen!

(Martin Jhering, 2007)